Eine schöne Zeit erleben, die kreativ Brücken zu neuen Perspektiven schlägt

Stiftung fördert ein Frauenkunstprojekt in Viersen

Kreative Aktivität kann helfen, den Alltag hinter sich zu lassen. Sie macht zumindest für einen Moment das Gepäck leichter, mit dem man unterwegs ist. Das ist auch die Erfahrung von Schwangeren und Alleinerziehenden aus dem Raum Viersen, die in einem Apartmenthaus oder einer Wohngemeinschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen leben.

Sie wohnen dort gemeinsam mit ihren Kindern. Täglich erfahren sie Unterstützung und Stärkung in den Fragen, die sie herausfordern. Das können ganz unterschiedliche Punkte sein, persönliche, soziale, wirtschaftliche und erzieherische zum Beispiel. Ein multiprofessionelles Team begleitet die Frauen und Kinder in ihrem Alltag mit dem Ziel, dass sie in absehbarer Zeit ihr Leben selbstständig gestalten. Dieser Weg fordert viel Kraft und Konzentration.

Wie davon abschalten und Kraft tanken? Freizeitangebote runden den Alltag in Apartmenthaus und Wohngemeinschaft ab. Wie zum Beispiel die kreativen Momente, die Beate Krempe ermöglicht. Die Willicher Künstlerin und Diplom-Designerin kommt immer wieder zu den Frauen, sei es abends, wenn die Kinder schlafen, oder auch schon mal für eine größere Aktion. Dann lädt sie ein, aus dem Alltagstrott herauszutreten und sich etwas Neues zu erschließen.

Kreative Projekte bereichern das Leben der Frauen.Kreative Projekte bereichern das Leben der Frauen. Links: Einrichtungsleiterin Birgit Beinlich. Rechts: Künstlerin und Diplom-Designerin Beate Krempe. Foto: Thomas Hohenschue

Dass viele Frauen diese Einladung engagiert annehmen, erzählt schon ein Besuch des neuHauses am Rand der Stadt Viersen. Dort hat der SkF ein ehemaliges Fabrikgebäude für die Bedürfnisse und Belange der Schwangeren und Alleinerziehenden mit Kindern umbauen lassen. Geschmackvoll und warmherzig begrüßt die Kunst der Frauen sie jeden Tag beim Betreten des Wohnhauses. Viele liebevoll gestaltete Malereien schmücken Aufgang und Foyer.

Farbenfrohe Motive strahlen eine fröhliche Atmosphäre aus und kleine Handabdrücke erzählen, dass hier auch Kinder mit im Spiel sind. Dass sie gut aufwachsen sollen, mit ihren Müttern, wird hier mit berichtet. Und das geht so weiter, wenn man durch den langen Flur und die gemeinsam genutzten Räume schlendert. Überall hinterlassen Phantasie, Gestaltungskraft, Spontanität und Leidenschaft der Frauen eindrucksvoll bildliche Spuren, auch mit Fotos und Collagen.

„Wenn es mal wieder nervt hier, schauen wir uns das an und wissen wieder, worum es geht“, sagt eine der Mitbewohnerinnen. Auch den Mitarbeiterinnen des SkF erzählt die Kunst der Frauen viel, berichtet Birgit Beinlich, Leiterin der Einrichtung. Häufig lässt sich eine persönliche Entwicklung ablesen. Neuer Mut und neue Kraft, wiederentdeckte Lebensfreude, Sinn für das Schöne und Helle neben allem Belastenden – das spricht aus den Werken.

Das Wichtigste an den Kreativangeboten von Beate Krempe sind aber nicht die Ergebnisse. Sondern es sind diese besonderen Momente, die sich ergeben können. Die Frauen sitzen an einem Mandala, gestalten Tücher und Leinwände, basteln und malen figürlich – und auf einmal fließen ihre Gedanken und Gefühle, haben sich befreit von der Last des Alltags. In dieser Situation spüren und erleben sich die Frauen ganz anders, lösen sich vom Hier und Jetzt.

Diese Selbsterfahrungen gibt ihnen viel. „Ich lebe hier in einer hohen Anspannung, und das Kreative holt mich herunter,“ erzählt eine. „Ich kann Stille normalerweise nicht ab, aber hier kann ich das wohl.“ Auch eine andere berichtet, dass sie die Kreativangebote von Beate Krempe weiterbringen. „Ich habe ein Riesenproblem mit Perfektionismus. Damit umzugehen, ist für mich eine Herausforderung.

Viele tragen das Kreative ohnehin in sich. „Es ist schön, das auszuleben“, sagt eine. Die Auswahl möglicher Methoden, sich kreativ auszudrücken, ist groß, der Materialkoffer, den Beate Krempe mitbringt, ist reichhaltig. Eine Fotoaktion mit Kindern und, wo da, mit Partnern fanden die Frauen witzig, Knuddel- und Quatschbilder inklusive. Manche Bilder zeigen die großen und kleinen Menschen in einer innigen Situation, das tut den Frauen besonders gut. Beim Ostereiermalen wurde eines mit einem Ultraschallbild vom Baby im Bauch verziert.

Als Künstlerin ist sie keine Sozialarbeiterin, darauf legt Beate Krempe Wert. Sie möchte einfach eine schöne Zeit gestalten und lädt die Frauen ein, etwas für sich zu tun, ohne das Mutter-Sein, das viele herausfordert. Diese Einladung nehmen nicht alle sofort an, sondern bleiben weg oder setzen sich erstmal dazu. Manchmal steigen einige noch mit ein. Die anderen haben eine gute Zeit miteinander. „Es ist schön, etwas gemeinsam zu machen,“ erzählt eine Frau, „man ist nicht alleine und es wird gemeinsam gelacht.“

Birgit Beinlich hört das alles gerne. Der SkF Viersen investiert viel, um die Frauen bestmöglich zu stärken für ihr Leben mit Kindern. Die Kreativangebote kommen organisatorisch und finanziell on top. Daher ist die Einrichtungsleiterin dankbar für die Förderung, die das Kreativangebot erfährt: einerseits durch den LAG Kunst und Medien NRW e. V, andererseits durch die Bischöfliche Stiftung „Hilfe für Mutter und Kind“. Dies unterstützt die Frauen darin, sich vom Alltag zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln. Kreativität ist eine gute Brücke.

Autor: Thomas Hohenschue
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.